Betriebliches Abfallmanagement

Betriebliches Abfallmanagement - Zero Waste

Betriebliches Abfallmanagement: Mit der DIN SPEC 91436 auf dem Weg zur Vision Zero Waste

Viele Unternehmen stehen derzeit vor der Herausforderung, ein effizientes und nachhaltiges Abfallmanagement zu implementieren. Die DIN SPEC 91436 bietet in diesem Zusammenhang nicht nur einen Leitfaden für „Zero Waste“-Ambitionen, sondern auch die Chance, Kosten zu reduzieren und wertvolle Ressourcen zurückzugewinnen. Im Folgenden erklären wir, wie diese Norm das betriebliche Abfallmanagement auf das nächste Level hebt, und welcher Mehrwert sich daraus sich nicht nur für die Umwelt, sondern auch für das Unternehmen ergibt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Betriebliches Abfallmanagement hat das Ziel, Abfälle möglichst zu vermeiden – oder alternativ wiederzuverwenden, zu recyceln oder ordnungsgemäß zu entsorgen.
  • Die DIN SPEC 91436 dient dabei als europäische Richtlinie für die Vision Zero Waste.
  • Mithilfe der DIN SPEC 91436 lässt sich der Reifegrad der betrieblichen Abfallwirtschaft bestimmen und lassen sich entsprechende Maßnahmen einleiten.
  • Das kommt nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Unternehmen zugute. Denn: Ein betriebliches Abfallmanagement spart langfristig Ressourcen und Kosten.

Was ist betriebliches Abfallmanagement?

In allen Unternehmen und Betrieben entstehen diverse Abfälle. Das betriebliche Abfallmanagement stellt sicher, dass diese Abfälle ordnungsgemäß gesammelt, getrennt und entsorgt werden. Dabei gilt es, darauf zu achten, dass dies möglichst effizient, nachhaltig und ökonomisch sinnvoll geschieht. Zudem befasst sich die betriebliche Abfallwirtschaft auch damit, Abfälle möglichst zu vermeiden und den Entsorgungskreislauf stetig zu verbessern.

Betriebliches Abfallmanagement verbessern mit der DIN SPEC 91436

Laut einer Studie der Resourcify GmbH haben die DAX-Unternehmen im Jahr 2023 rund 4 Millionen Tonnen Wertstoffe nicht recycelt. Dies bedeutet im Umkehrschluss eine Recyclingquote von 69 Prozent. Damit liegt sie zwar etwas höher als im Vorjahr, für eine Abfallmanagement-Zertifizierung in Bronze nach der DIN SPEC 91436 ist aber mindestens eine Recyclingquote von 85 Prozent nötig.


Leitfaden zur Abfallreduzierung und-vermeidung

Die DIN-SPEC-91436-Zertifizierung entstand in Zusammenarbeit eines Konsortiums aus NGOs, Wissenschaftlern, Wirtschaftsvertretern und TÜV SÜD. Sie bietet Unternehmen einen praktischen Leitfaden, um Abfall zu reduzieren und nicht vermeidbare Abfälle bestmöglich zu verwerten.

Für ein effektives betriebliches Abfallmanagement sind die folgenden sechs Schritte zu berücksichtigen:

  1. Vermeidung
  2. Trennung
  3. Wiederverwendung
  4. Re- oder Upcycling
  5. Kompostierung
  6. Vergärung

 

Zero Waste Referenzmodell

 

Von der Selbstevaluation bis zur freiwilligen Zertifizierung

Die DIN SPEC 91436 stellt Unternehmen für ihr betriebliches Abfallmanagement umfassende Checklisten zu allen wichtigen Kriterien bereit, die die Selbsteinschätzung erleichtern. Darüber hinaus hilft sie, den Entwicklungsstand des Abfallmanagements zu bestimmen und ist die Grundlage für eine Zertifizierung.

Betriebliche Abfallwirtschaft in weitere Maßnahmen einbetten

Ein betriebliches Abfallmanagement nach DIN SPEC 91436 lässt sich nahtlos in bereits bestehende Umwelt- und Klimaschutzinitiativen integrieren. Dabei können Unternehmen auf etablierte Systeme wie die ISO 14001 für Umweltmanagement oder die ISO 50001 für Energiemanagement aufbauen, um sowohl heutigen als auch zukünftigen Ansprüchen zu entsprechen.

Übrigens: Gemäß einer EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung sind zunehmend mehr Unternehmen dazu aufgefordert, Angaben zu ihrem betrieblichen Abfallmanagement zu veröffentlichen. Deutschland muss bis 2024 diese Vorgabe in nationales Recht umsetzen, was Auswirkungen auf Industrieunternehmen jeder Größe haben wird.

3 Herausforderungen beim betrieblichen Abfallmanagement

1. Dokumentation der Abfallmengen und -ströme

Die Erfassung der Abfallmengen kann für Unternehmen eine echte Herausforderung sein, besonders wenn

  • große Abfallmengen anfallen,
  • hohe Fehlwurfquoten bei der Mülltrennung auftreten, etwa in stark frequentierten Bereichen,
  • sie es mit vermischten Abfällen zu tun haben wie bei Bau- und Abbruchabfällen, die aus Materialien wie Ziegeln, Beton, Mauerwerk, Holz, Glas, verschiedenen Metallen, Kunststoffen oder bestimmten Dämmmaterialien bestehen können,
  • komplexe Abfälle vorliegen, wie zusammengesetzte Industrieabfälle aus Kunststoff.

Viele Faktoren beeinflussen die Datenerfassung

Eine weitere Herausforderung bei der Datenerfassung ist der Abfallverlust beim Transport oder durch eine undokumentierte oder unzulässige Entsorgung. Komplexe Wertschöpfungsketten mit Zulieferern, Dienstleistern, Produktion und Logistik erschweren es möglicherweise, Abfallströme im Unternehmen oder zu Kunden exakt zu erfassen.

Die Datenerfassung kann sich zudem durch regulatorische Anforderungen wie Umweltschutzvorschriften und administrative Aufwände verzögern. Eine weitere mögliche Hürde im Abfallmanagement tritt auf, wenn Abfallmengen für eine schnellere Auswertung erst digitalisiert werden müssen.

2. Das nötige Bewusstsein schaffen

In manchen Unternehmen fehlt es noch am richtigen Bewusstsein für das betriebliche Abfallmanagement. Eine Schulungs- und Aufklärungskampagne kann dabei helfen, alle Mitarbeitenden im Betrieb zu erreichen, abzuholen und zu motivieren.

Neben lehrreichen Workshops sollte diese Kampagne auch eine transparente Kommunikation zur Abfallphilosophie des Unternehmens enthalten. Dabei ist es wichtig, dass die Unternehmensziele realistisch, erreichbar, messbar und nachvollziehbar sind.

Zur Motivation lassen sich die Fortschritte auf dem Weg zu einem nachhaltigen Abfallmanagement mit den Mitarbeitenden teilen. Zudem sollten die Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen und als Vorbilder agieren.

Das richtige Mindset im Arbeitsalltag etablieren

Um das richtige Bewusstsein unter den Mitarbeitenden zu schaffen, sind zwei Methoden besonders wirksam:

  1. Zum einen die Weitergabe von Best Practices und Anreizsysteme – beispielsweise, indem ein Teil der eingesparten Abfallkosten den Mitarbeitenden als Boni zugutekommt.
  2. Auf der anderen Seite hilft es, Fehlwurfquoten oder negative Umweltauswirkungen öffentlich zu machen.

Entscheidend ist, dass sich die Mitarbeitenden selbst mit Ideen, Feedback und Vorschlägen für Verbesserungen einbringen können. Schließlich sind sie es, die ihr jeweiliges Arbeitsumfeld am besten kennen.

Prozesse und Verantwortlichkeiten klären

Wichtig ist es bei alledem, vorn vornherein Verantwortlichkeiten eindeutig zu definieren und diese im Falle von Änderungen im Unternehmen im Blick zu behalten. Grundsätzlich ist es sinnvoll, das Abfallmanagement in bereits bestehende Nachhaltigkeitsinitiativen zu integrieren. Das unterstreicht seine Bedeutung und hilft, bestehende Prozesse und Werkzeuge für die neue Aufgabe anzupassen und zu nutzen.

3. Die Motivation hochhalten

Häufig zeigen sich beim betrieblichen Abfallmanagement schnell große Fortschritte und Erfolge. Die besondere Herausforderung ist dann, die Motivation hochzuhalten, um sich auf hohem Niveau weiterzuentwickeln bzw. ein hohes Level aufrechtzuerhalten. Dabei können eine jährliche Überwachung im Rahmen von externen Audits oder unangekündigte Nachprüfungen helfen.

Das Engagement der Geschäftsführung kommunizieren

Es ist wichtig, dass die Geschäftsführung mit gutem Beispiel voran geht. Dokumentieren lässt sich dies beispielsweise

  • mit Rundmails,
  • über das Intranet,
  • über die Mitarbeiterzeitung oder
  • über soziale Medien.

Mitarbeitende lassen sich so motivieren, selbst dauerhaft engagiert zu bleiben.

Mitarbeitende immer wieder zu Aktionen einladen

Das betriebliche Abfallmanagement ist keine einmalige Angelegenheit. Stattdessen ist es wichtig, es stetig weiterzuentwickeln. Maßnahmen wie Schulungen und Weiterbildungen sollten deshalb idealerweise wiederkehrend angeboten werden. Darüber hinaus ist es sinnvoll, Änderungen der Abfallrichtlinien zeitnah zu kommunizieren. Auch die Anreizsysteme sollten stets aktuell sein: Das können turnusmäßige Auszeichnungen für Ideen oder das Engagement der Mitarbeitenden sein.

Es ist wichtig, alle Bemühungen im Rahmen der betrieblichen Abfallwirtschaft als langfristige Verpflichtung und ein Stück Unternehmensidentität zu verstehen und zu leben.

Der Weg zum betrieblichen Abfallmanagement nach DIN SPEC 91436

Ein transparentes und ressourcenschonendes Abfallmanagement ist die logische Fortsetzung des bestehenden Umwelt- und/oder Energiemanagements – und die DIN-SPEC-91436-Zertifizierung der klare Indikator für die ökologische und ökonomische Weiterentwicklung von Unternehmen. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie TÜV SÜD Unternehmen mit branchenübergreifendem Know-how dabei hilft, erzielte Erfolge mit einer unabhängigen Zertifizierung transparent zu dokumentieren, sprechen Sie uns gerne an.

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