Informationssicherheit für die Automobilbranche
Informationssicherheit für die Automobilbranche
Auch in der Automobilbranche spielen IT- und Cybersicherheit eine große Rolle. Lieferanten und Dienstleister verarbeiten oft sensible Informationen und sind eng in die Produktentwicklung eingebunden. Sie müssen deshalb nachweisen, dass sie die Anforderungen zur Informationssicherheit erfüllen. Der Prüf- und Austauschmechanismus TISAX® soll dies deutlich erleichtern. Richard Arck, Product Compliance Manager bei TÜV SÜD, erklärt, was genau hinter TISAX® steckt, wie weit sich dieser Standard schon durchgesetzt hat, und warum auch kleine Dienstleister wie Kreativagenturen und Fotografen sich mit diesem Thema auseinandersetzen sollten.
Lieferanten und Dienstleister in der Automobilbranche verarbeiten häufig äußerst sensible Informationen ihrer Auftraggeber. Denn Hersteller beziehen ihre Zulieferer meist eng in die Produktentwicklung ein. Das Informations- und Cyber-Sicherheitsniveau der Daten soll deshalb bei allen Beteiligten hoch sein. Entsprechend fordern Auftraggeber von ihren Lieferanten regelmäßig einen Nachweis, dass sie diese Anforderungen in Bezug auf die Informationssicherheit erfüllen.
Dafür kommt meist der von der ENX Association und des VDA (Verband der Automobilindustrie) gemeinsam entwickelte und eingerichtete Anforderungskatalog Information Security Assessment (ISA) zum Einsatz. Allerdings: Jeder Hersteller prüfte seine Lieferanten bisher selbst nach ISA. Das führte jedoch dazu, dass sich zahlreiche Unternehmen derselben Prüfung mehrmals – für jeden Auftraggeber – unterziehen mussten.
Um diesen unnötigen Mehrfachaufwand zu reduzieren, hat der VDA in Zusammenarbeit mit der ENX Anfang 2017 den Prüf- und Austauschmechanismus TISAX® (Trusted Information Security Assessment Exchange) etabliert. Eine eigens entwickelte Online-Plattform dient dem unternehmensübergreifenden Austausch von Prüfergebnissen in der Informationssicherheit im Automotive-Sektor. Mit der Governance von TISAX® und dem Betrieb der Plattform ist die ENX Association betraut. Lassen Unternehmen ihre Ergebnisse auf der Plattform freischalten, teilen sie damit ihren direkten Geschäftspartnern und allen teilnehmenden Unternehmen mit, dass ihre Informationssicherheit TISAX®-konform ist.
Unternehmen können nach einer Registrierung auf die Plattform zugreifen und Informationen austauschen. Über die Plattform lassen sich darüber hinaus zugelassene Prüfdienstleister wie TÜV SÜD ersehen, denn TISAX®-Assessments dürfen nur von explizit durch die ENX zugelassene Anbieter durchgeführt werden.
Die Ergebnisse Ihrer Prüfung sind bis zu drei Jahren gültig. Selbstverständlich bleiben die Daten und Ergebnisse immer unter Kontrolle des geprüften Unternehmens – ein Austausch dieser Informationen erfolgt nur nach Ihrem Einverständnis und vorheriger Freigabe.
Je nach Sensibilität der geteilten Daten und Informationen gibt es drei verschiedene Assessment-Level, denen sich Lieferanten unterziehen können. Diese Level unterscheiden sich im jeweiligen Prüfverfahren und der Intensität der Prüfung: von Level 1 (Self-Assessment ohne TISAX® Label) bis hin zu Level 3 (intensive Vor-Ort Prüfung der Informationssicherheit und Managementprozesse).
Zulieferer/OEM entscheiden auf Basis der ausgetauschten Informationen, welche TISAX®-Anforderungen erfüllt sein müssen. Daraus ergibt sich, welches Label benötigt wird.
Nach der nötigen Registrierung bei der ENX erhalten Sie und Ihr Unternehmen die Scope-ID.
Entsprechend des geforderten Assessment-Levels nimmt TÜV SÜD die Prüfung vor.
Das geprüfte Unternehmen erhält den Bericht der TÜV SÜD-Auditoren.
Das geprüfte Unternehmen behebt identifizierte Schwachstellen. Ein temporäres Ergebnis kann bereits auf der Austauschplattform veröffentlicht werden.
Das Ergebnis wird auf der Austauschplattform eingestellt. Der Austausch von diesen Zusammenfassungen ist ausschließlich für registrierte Teilnehmer möglich und erfolgt nur nach expliziter Freigabe der Ergebnisse durch das auditierte Unternehmen für ein anfragendes Unternehmen.
Lieferanten und Dienstleister der Automobilbranche können künftig mit den Labels „Verfügbarkeit“ und „Vertraulichkeit“ nachweisen, welche Anforderungen an Cyber- und Informationssicherheit sie erfüllen. Das Label „Verfügbarkeit“ ist bereits seit Januar 2023 in Kraft. Das Label „Vertraulichkeit“ soll 2024 erscheinen.
Der Prüf- und Austauschmechanismus TISAX® (Trusted Information Security Assessment Exchange) ist in der Automobilbranche heute fest etabliert: Automobilhersteller setzen bei vielen Lieferanten und Dienstleistern in ihrer Lieferkette entsprechende Labels voraus, mit dem diese nachweisen, dass sie die geforderten Kriterien im Bereich Cyber- und Informationssicherheit erfüllen. Bisher standen dabei die Zulieferer im Fokus, die mit besonders sensiblen Daten der OEMs gearbeitet haben – etwa weil sie als Ingenieurbüro direkt an der Prototypenentwicklung beteiligt waren oder exakte Daten für die Anfertigung bestimmter Autoteile benötigten. Dementsprechend lag der Schwerpunkt der TISAX®-Prüfkataloge auf den Themen Informationssicherheit und Geheimnisschutz.
Das Thema Verfügbarkeit spielte bislang nur eine untergeordnete Rolle, hat durch die Lieferengpässe während der Pandemie allerdings an Bedeutung gewonnen. Denn auch direkte Zulieferer, beispielsweise von Standardkleinteilen wie Schrauben, liefern Just-in-time und Just-in-sequence, und diese Teile werden in der Produktion nicht auf Lager gehalten. Das bedeutet, wenn es bei einem dieser Zulieferer zu einem – zum Beispiel durch eine Ransomware-Attacke verursachten – Lieferausfall kommt, steht das Band beim OEM ebenfalls still, bis entsprechender Ersatz gefunden oder die Lieferung verspätet nachgeholt worden ist. Aus diesem Grund nimmt der Standardgeber das Thema Verfügbarkeit explizit in das TISAX®-System mit auf. Dabei sollen direkte Zulieferer, die nicht mit Herstellerinformationen mit erhöhtem Schutzbedarf arbeiten, nicht unnötig mit Anforderungen zum Geheimnisschutz belastet werden. Künftig wird es daher die inhaltlich voneinander abgekoppelten Labels „hohe oder sehr hohe Verfügbarkeit“ und „hohe oder sehr hohe Vertraulichkeit“ geben und auf Basis der künftigen Prüfkataloge kann dann jedes Unternehmen entlang der Automobillieferkette auswählen, welches es in seiner spezifischen Position benötigt.
Das Label „Verfügbarkeit“ gibt es seit Januar 2023. Unternehmen, die bereits am TISAX® Prüf- und Austauschmechanismus teilnehmen, bekommen dieses Label bislang ohne gesonderte Prüfung automatisch dazu verliehen. Es besteht also aktuell kein Handlungsbedarf. Das Label „Vertraulichkeit“ soll im Herbst erscheinen. Wie sich die Anforderungen an die Cyber- und Informationssicherheit dann ändern und welche Schritte möglicherweise erforderlich sind, werden wir Ihnen selbstverständlich kommunizieren.
Sie haben Ihre TISAX®-Prüfung bestanden und möchten diesen Team-Erfolg auch zeigen – und zwar nicht nur als Datenbank-Eintrag? Dafür hat die ENX jetzt eine Möglichkeit geschaffen: Das neue TISAX®-Assessment-Dokument hält alle Nutzungsbedingungen ein, informiert dekorativ über Scope, Assessment, Ziele und Ergebnisse und darf an den geprüften Standorten sichtbar für alle ausgehängt werden.
Das TISAX®-Assessment-Dokument lässt sich für alle Scopes, für die ein Prüfvorgang vollständig abgeschlossen ist, direkt im ENX-Portal generieren. Wie das im Detail funktioniert, erklärt ENX hier.
Wichtig: Die Weitergabe des Dokuments an Kunden oder Geschäftspartner ist nicht gestattet. Diese können Sie jedoch über das Portal (Abschnitt „Exchange") informieren – elektronisch oder per Ausdruck und anschließendem Postversand.
Dann begleiten wir Sie auf Ihrem Weg zum TISAX®-Assessment. Kommen Sie unverbindlich auf uns zu und zögern Sie nicht uns zu kontaktieren: Schicken Sie einfach eine E-Mail an [email protected] oder rufen uns an unter 0800 / 5791-5000. Wir beantworten gerne Ihre Fragen.
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