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Produktprüfungen mit Biss

Insicht - Das Digitaljournal von TÜV SÜD Product Service

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TÜV SÜD testet elektrische Zahnbürsten

Elektrische Zahnbürsten bieten im Vergleich zu Handzahnbürsten entscheidende Vorteile. So sind mehr als 75 % der deutschen Zahnärzte überzeugt, dass die tägliche Mundpflege mit der Elektrobürste leichter fällt. Auch in Sachen Gründlichkeit genießt sie einen guten Ruf: 61 % der Zahnärzte halten die Putzleistung der elektrischen Zahnbürste für überlegen und jeder dritte ist der Meinung, am Gebiss des Patienten zu erkennen, ob die Zähne elektrisch geputzt werden. Bei so viel Lob überrascht es nicht, dass sich in Deutschland in immer mehr Haushalten elektrische Zahnbürsten finden. Derzeit putzen über 40 % der Bevölkerung ab 14 Jahren elektrisch – Tendenz steigend. Prognosen gehen davon aus, dass die Elektrozahnbürste innerhalb der nächsten Jahrzehnte buchstäblich in aller Munde sein wird. Dass die Geräte rundum sicher sind und auch tatsächlich gründlich wie auch schonend putzen, haben die Experten von TÜV SÜD zu prüfen. 

ZahnbuerstenpruefstandZähneputzen ist so alt wie die Menschheit. So wurden bereits im alten Ägypten Kauhölzer zur Zahnpflege genutzt und im China des 15. Jahrhunderts kamen Bambusstöckchen mit Wildschweinborsten zum Einsatz. Um 1700 entwickelte Christoph von Hellwig aus Bad Tennstedt dann die erste „echte“ Zahnbürste mit Holzgriff und Pferdehaarborsten. Die Erfindung des Nylons ermöglichte ab 1938 schließlich die preiswerte Massenherstellung von Zahnbürsten, die zunächst äußerst hart und damit nicht gerade zahnfleischschonend waren. Ab 1950 stand weicheres Nylon zur Verfügung, das sich besser eignete und das Geschäft mit der Mundhygiene vorantrieb. Nahezu zeitgleich kam die erste elektrische Zahnbürste auf den Markt – damals noch mit Stromkabel und viel zu teuer in der Herstellung, um ein Massenprodukt zu werden. 

Wilde 60er: Autopflege statt Mundhygiene

Dass Zahnbürsten Mitte des 20. Jahrhunderts für alle Bevölkerungsschichten erschwinglich waren, heißt nicht, dass sie auch tatsächlich genutzt wurden. Die Deutschen galten nämlich bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts in Sachen Zahnpflege als überaus faul. Das Magazin Spiegel wusste 1966 zu berichten: „Eigentliches Hindernis beim Bürstenverkauf ist, dass die Westdeutschen vom Zähneputzen überhaupt nicht viel halten. Eine Umfrage ergab, dass 45 Prozent nie, sieben Prozent nur ein- bis zweimal pro Woche eine Zahnbürste ergreifen.“ Zum Vergleich: Des Deutschen liebstes Kind, das Auto, wurde damals 25-mal pro Jahr, also nahezu alle zwei Wochen, gereinigt. Damals waren in der Bundesrepublik lediglich 120.000 elektrische Zahnbürsten im Einsatz. Den Markt teilten sich Blendax mit dem Modell „Broxodent“, Ronson mit „Vibradent“ und Krups mit „Novodent“, während in der DDR mit der volkseigenen Elektrobürste EZ 1 geputzt wurde. Heute putzt die Mehrheit der Deutschen immerhin zweimal täglich – nur jeder vierte Mann und 15 % der Frauen beschränken sich auf einmal pro Tag. 

 

Bürstentypen: Schall, Ultraschall und smartes Putzen

Die Reinigungswirkung der elektrischen Zahnbürste wurde mit Einführung der sogenannten Schallzahnbrüste in den 90er-Jahren deutlich verbessert. Hier erzeugt ein integrierter Schallwandler Schallwellen zwischen 250 und 300 Hertz, die den Bürstenkopf antreiben und für deutlich mehr Schwingungen sorgen. So fällt die Zahnreinigung bedeutend leichter und die Bewegungen des Kopfs erreichen auch die Zahnzwischenräume gut. Ergänzt wird das heutige Angebot durch Ultraschallzahnbürsten, die unter Verwendung einer Spezialzahncreme und mit bis zu 96 Millionen Schwingungen pro Minute kleine Mikrobläschen bis in die tiefsten Zahnritzen schicken, um Plaque und Bakterien zu lösen, und durch sogenannte smarte Zahnbürsten. Letztere dokumentieren Putzzeit, -dauer, -druck und vieles mehr per Smartphone-App. Einige Modelle bieten darüber hinaus eine Positionserkennung. Hierfür wird eine eigene App installiert, die auf die Smartphone- Kamera zugreift. Die Kamera erkennt die exakte Position der Zahnbürste im Mund und somit weiß die App, wie lange an welchen Stellen geputzt wurde. Dadurch kann sie Tipps zu noch gründlicherem Putzen geben.

TÜV SÜD fühlt den Bürsten auf den Zahn 

Wenn es um die Prüfung von Elektrozahnbürsten geht, ist TÜV SÜD führend. Unsere Spezialisten prüfen auf Qualität, Sicherheit und Gründlichkeit – und greifen dabei zu ganz besonderen Methoden. Zum Equipment gehören allen voran schwarz eingefärbte künstliche Gebisse und ein eigens entwickelter Putzroboter. „Der erste Schritt bei der Prüfung von Elektrozahnbürsten besteht darin, dass wir auf die schwarz eingefärbten künstlichen Gebisse eine speziell hergestellte weiße Paste auftragen“, erklärt TÜV SÜD Prüferin Andrea Mertl, die gemeinsam mit ihrem Team monatlich etwa acht bis zehn Zahnbürsten auf den Zahn fühlt. Die Paste simuliert dabei realitätsnah Beläge und Verunreinigungen.
Anschließend kommt der TÜV SÜD-eigene Putzroboter zum Einsatz, der die Prüfer bereits seit 2017 erfolgreich bei der Beurteilung elektrischer Zahnbürsten unterstützt. Gebiss und eingeschaltete Bürste werden vorsichtig in den Roboter eingespannt, der die Zahnbürste nun in einer ellipsenförmigen Bewegung dreimal über das Gebiss fährt. Im Anschluss geht es an die Auswertung, für die eine spezielle Software verwendet wird. „Die große Frage lautet dabei: Wie viel der weißen Paste wurde entfernt?“, so Mertl. Die Auswertung erfolgt in den Kategorien Zahnzwischenräume, Zahnhälse, Glattflächen und Gesamtfläche. Auf Basis der Softwareauswertung vergeben die Prüfer in jeder der vier Kategorien Einzelnoten, aus denen die Gesamtnote hervorgeht. Außerdem werden die Zahnbürsten und ihre Ladestationen auf elektrische Sicherheit getestet, um beispielsweise auszuschließen, dass es bei der Nutzung im feuchten Badezimmer zu Stromschlägen kommt.

Mensch ergänzt Maschine

Ganz ohne Menschen geht es allerdings auch bei der Zahnbürstenprüfung nicht: Das finale Ergebnis wird immer in Verbindung mit einem Probandentest bestimmt. Dazu hat TÜV SÜD ein Panel mit Probanden verschiedener Altersgruppen. Als Teilnehmer besitzt man für den täglichen Gebrauch sieben Referenzzahnbürsten mit verschiedenen Wirkungsweisen und aus unterschiedlichen Preissegmenten. So kann die aktuelle Zahnbürste, die zur Prüfung vorliegt, in den Markt eingeordnet und bewertet werden. Erst wenn auch die Probanden fleißig geputzt bzw. getestet haben, wird ein finales Prüfungsergebnis ausgesprochen. Wer heute in Deutschland eine TÜV SÜD-geprüfte Zahnbürste kauft, kann also mit einem besonders guten Gefühl losputzen.


 

Was versteht man unter elektrischer Sicherheit?

 

 

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