ASME Boiler and Pressure Vessel Code
Der "ASME Boiler and Pressure Vessel Code", kurz ASME Code, ist das derzeit weltweit führende Regelwerk zur Konstruktion, Herstellung und Prüfung von Druckgeräten und druckführenden Komponenten.
Nach dem ASME Code gefertigte Bauteile werden nicht nur in den USA und Kanada, sondern auch in über 100 weiteren Ländern anerkannt. Eine ASME Zertifizierung ermöglicht Herstellern damit eine weltweite Vermarktung ihrer Produkte und öffnet die Tür zu international agierenden Kunden. Durch das Anbringen der offiziellen ASME Stempel auf dem Herstellerschild wird bescheinigt, dass die Produkte den Anforderungen des ASME Codes und den damit geforderten Sicherheitsstandards entsprechen.
In diesen Ländern wird der ASME Code anerkannt:
Albania
Algeria
Argentina
Australia
Austria
Bahamas
Bahrain
Bangladesh
Barbados
Belarus
Belgium
Bermuda
Bolivia
Bosnia and Herzegovina
Brazil
Burma
Canada
Chile
China
Colombia
Costa Rica
Croatia
Cuba
Cyprus
Denmark
Djibouti
Dominican Republic
Ecuador
Egypt
Estonia
Ethiopia
Fiji
Finland
France
Gambia
Georgia
Germany
Ghana
Greece
Hong Kong
Hungary
Iceland
India
Indonesia
Iraq
Ireland
Israel
Italy
Ivory Coast
Jamaica
Japan
Jordan
Kazakhstan
Kenya
Kuwait
Latvia
Lebanon
Libya
Lithuania
Luxemburg
Malawi
Malaysia
Malta
Mauritius
Mexico
Moldowa
Morocco
Mozambique
Netherlands
New Zealand
Nicaragua
Nigeria
Norway
Oman
Pakistan
Paraguay
Peru
Philippines
Poland
Portugal
Puerto Rico
Qatar
Romania
Russia
Saint Lucia
Saudi Arabia
Serbia
Singapore
South Africa
South Korea
Spain
Sri Lanka
Sudan
Swaziland
Sweden
Switzerland
Syria
Taiwan
Tanzania
Thailand
Trinidad and Tobago
Tunisia
Turkey
Uganda
United Arab Emirates
United Kingdom
Uruguay
United States of America
Venezuela
Yemen
Zambia
Zimbabwe
Was beinhaltet der ASME Code ?
Der ASME Code setzt sich derzeit aus folgenden Bänden / Teilen ("Sections") zusammen:
Für die Konstruktion gelten folgende Sections:
Section I:
Rules for Construction of Power Boilers (Regeln zur Konstruktion von Hochdruck-Dampfkesselanlagen)
Section III:
Rules for Construction of Nuclear Facility Components (Regeln zur Konstruktion von Komponenten für Kernkraftanlagen)
Section IV:
Rules for Construction of Heating Boilers (Regeln zur Konstruktion von Niederdruck-Heizkesselanlagen)
Section VIII, Div. 1, 2 und 3:
Rules for Construction of Pressure Vessels (Regeln zur Konstruktion von Druckbehältern)
Section X
Fiber-Reinforced Plastic Pressure Vessels (Faserverstärkte Kunststoffbehälter)
Section XII
Rules for Construction and Continued Service of Transport Tanks Pressure Vessels (Regeln zur Konstruktion und dem laufenden Betrieb von mobilen Druckbehältern)
In diesen Sections wird wiederum auf folgende Codes verwiesen:
Section II:
Materials (Werkstoffe)
Section V:
Nondestructive Examination (Zerstörungsfreie Prüfungen)
Section IX:
Welding and Brazing Qualifications (Qualifikationen für Schweiß- und Lötarbeiten)
Section XI:
Rules for Inservice Inspection of Nuclear Power Plant Components (Regeln für wiederkehrende Prüfungen an Kernkraftanlagen)
Geltungsbereich
In den jeweiligen Sections des ASME Codes sind die Geltungs- bzw. Anwendungsbereiche definiert. Für gängige nichtnukleare Anwendungen lauten die allgemeinen Geltungsbereiche wie folgt:
Section I
- Hochdruck-Dampferzeuger mit einem Betriebsdruck >15 psig (>100 kPa bzw. 1,03 bar)
- Heißwassererzeuger mit einem Betriebsdruck >160 psig (>1,1 MPa bzw. 11,03 bar) und/oder Temperatur >250 °F (>120 °C)
Section IV
- Dampfkessel mit einem Betriebsdruck ≤ 15 psi (≤ 100 kPa bzw. 1,03 bar)
- Warmwasser Heizkessel und Warmwasser Versorgungskessel mit einem Betriebsdruck ≤ 160 psi (≤ 1,1 MPa bzw. 11,03 bar)
- Warmwasser Heizkessel und Warmwasser Versorgungskessel mit einer Betriebstemperatur ≤ 250 °F (≤ 120 °C)
Section VIII, Div. 1
Als grobe Entscheidungshilfe ist Section VIII, Div. 1, anzuwenden für Druckbehälter mit:
- innerem/äußerem Druck >15 psi (>100 kPa bzw. 1,03 bar) und ≤ 3000 psi (≤ 20 MPa bzw. 206,85 bar)
- Innendurchmesser oder Diagonale >6 in (>152 mm)
Nicht enthalten sind unter anderem:
- druckbeaufschlagte, mit Wasser gefüllte Druckbehälter (Druck >300 psi (>2 MPa bzw. 20,7 bar) und Auslegungstemperatur >210 °F (>99 °C))
- indirekt beheizte Druckbehälter (Heizleistung >200.000 Btu/hr (>58,6 kW) und Wassertemperatur >210 °F (>99 °C) und Wasserinhalt >120 gal (450 l))
- Behälter mit Innendurchmesser oder Diagonale ≤ 6 in (≤ 152 mm) unabhängig von der Länge des Behälters oder dem Druck
- Behälter die in den Anwendungsbereich anderer Sections fallen.
Section X
Die Behälter werden in verschiedene Klassen eingestuft und je nach Prüf- und Herstellmethode gelten verschiedene maximale Betriebsdrücke und -temperaturen.
Zusätzliche Information:
Unabhängig von den obigen Ausführungen kann die jeweilige Section auch auf Komponenten, Behälter, usw. angewendet werden, die nicht in dem jeweiligen Geltungsbereich liegen. Der ASME Stempel darf dann angebracht werden, wenn alle Anforderungen der Section erfüllt sind.
Ein Anwendungsbeispiel hierfür wäre, wenn ein Kunde für einen Druckbehälter die Abnahme entsprechend ASME Code Section VIII Div. 1 fordert, obwohl dieser Behälter nicht in den Geltungsbereich dieser Section fällt (z.B. Innendurchmesser 100 mm, Druck 200 bar).
Schritt für Schritt zur ASME-Zertifizierung
1. Schritt: Vertrag mit AIA
Der Antragsteller schließt einen Inspektionsvertrag mit einer Authorized Inspection Agency (AIA), z. B. der TÜV SÜD Industrie Service GmbH. Die hierfür notwenigen Informationen erhalten Sie direkt bei TÜV SÜD Industrie Service.
2. Schritt: Antragstellung auf Akkreditierung bzw. Zertifizierung durch ASME
Bei ASME ist entweder elektronisch (online) oder postalisch (Antragsformular) ein Akkreditierungs- bzw. Zertifizierungssantrag zu stellen.
In diesem werden u.a. die zu beantragenden Zertifikate (abhängig von den herzustellenden Produkten) sowie die gewählte AIA eingetragen. Die Antragstellung muss mindestens 6 Monate vor dem vorgesehenen Audittermin für die Zertifizierung erfolgen.
3. Schritt. Gebühren
Nach der Antragstellung müssen die durch ASME erhobenen Gebühren vorab überwiesen werden. Diese setzen sich im allgemeinen aus folgenden Beträgen zusammen:
Vorauszahlung*:
Zertifikatsgebühr:
Hartstempel „Certification Mark“:
|
10.000 US$
3.250 US$ je Zertifikat
325 US$ je Stempel
|
* Die Vorauszahlung wird später mit den tatsächlichen Kosten verrechnet, eventuelle Überschüsse werden wieder zurück überwiesen.
4. Schritt: Erwerb der ASME Code Bücher
Je nach Umfang der herzustellenden Produkte und der vorgesehenen Zertifikate müssen entsprechende ASME Code Bücher der jeweiligen Sections im Original erworben werden.
Als Anhaltspunkt können die Kosten für einen Hersteller von Druckbehältern wie folgt herangezogen werden:
ASME Code Bücher (Hersteller nach Sec. VIII, Div. 1): ca. 4.000 US$
5. Schritt: Vorbereitung auf das Zertifizierungsaudit
Für das Zertifizierungsaudit sind folgende Punkte vom Hersteller vorzubereiten bzw. durchzuführen:
- Erstellen eines Qualitätshandbuchs gemäß der zutreffenden ASME-Code Section (in englisch)
- Zeichnungen und dazugehörige Berechnungen
- Durchführung von Schweißerprüfungen
- Durchführung von Schweißverfahrensprüfungen
- Qualifizierung des Prüfpersonals
- Verfahrensanweisungen
- Dokumentation über Kalibrierung der Messgeräte
- Erstellen eines Fertigungs- und Prüffolgeplans
- Herstellung eines Demonstrationsprodukts
- Dokumentation der zerstörungsfreien Prüfungen
6. Schritt: Durchführung des Zertifizierungsaudits
Beim Zertifizierungsaudit (Joint Review, Dauer 2 Tage) sind als Teilnehmer anwesend:
- ein Vertreter von ASME
- Supervisor und Inspektor der gewählten AIA (z.B. TÜV SÜD Industrie Service GmbH)
Folgende Inhalte werden behandelt:
- Überprüfen des Qualitätshandbuchs
- Umsetzung des Qualitätshandbuchs
- Prüfung an einem Demonstrationsprodukt
Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, vor dem eigentlichen Zertifizierungsaudit ein Voraudit (Pre-Joint Review) durchzuführen. Hierbei überprüft die AIA einige Wochen vor dem Zertifizierungsaudit, ob die Vorgaben des Qualitätshandbuches bereits ausreichend im Unternehmen implementiert sind und während der Herstellung des Demonstrationsprodukts angewandt wurden. Etwaig festgestellte Abweichungen können anschließend bis zum Zertifizierungsaudit behoben werden.
Weitere Information:
Zusätzlich zu den Gebühren durch ASME sind die Kosten für Vorbereitung sowie Betreuung durch die AIA mit zu berücksichtigen.
7. Schritt: Ausstellen des Zertifikates
Nach erfolgreichem Zertifizierungsaudit stellt ASME das Zertifikat aus und versendet die Hartstempel an den Hersteller. Die Gültigkeit des Zertifikats beträgt in der Regel 3 Jahre (Ausnahme UM und H: jeweils 1 Jahr).
Ab diesem Zeitpunkt darf der Hersteller offiziell in dem ausgewiesenen Geltungsbereich Produkte gemäß ASME Code fertigen und diese - in der Regel nach erfolgreicher Abnahme durch einen Inspektor - entsprechend kennzeichnen.
8. Schritt: Registrierung von Behältern beim National Board
Wenn Behälter oder andere Druckgeräte auch in die USA oder Kanada geliefert werden sollen, kann eine Registrierung beim National Board erforderlich werden. Hierfür ist eine vorherige (kostenlose) Autorisierung beim National Board zu beantragen.
Welche Stempel gibt es ?
Bis zur Code Ausgabe Edition 2010 wurde folgende Stempelart für das anzubringende Fabrikschild verwendet (Ausnahme nur mittels Code Case bis Ende 2013 möglich).
Seit der Code Ausgabe Edition 2010, Add. 2011 wird auf dem Fabrikschild das allgemein gültige ASME Prüfzeichen ("Certification Mark") angebracht und mit der entsprechenden Bezeichnung ("Certification Designator") ergänzt.
Nachfolgend eine Auflistung der vorhandenen Certification Designators:
Section I
S
E
M
A
V
PP |
Power Boilers (Dampfkessel)
Electric Boilers (elektrisch beheizte Kessel)
Miniature Boilers (Miniaturkessel)
Boiler Assembly (Dampfkesselmontage)
Boiler Pressure Relief Valve (Sicherheitsventile) *
Pressure Piping (Rohrleitungen)
|
Section III
N
NPT
NA
NV |
Nuclear Power Plant Components (Komponenten von Kernkraftanlagen)
Nuclear Power Plant Components Partials (Teilkomponenten von Kernkraftanlagen)
Nuclear Power Plant Installation/Assembly (Montage in Kernkraftanlagen)
Nuclear Power Plant Safety Valves (Sicherheitsventile für Kernkraftanlagen)
|
Section IV
H
HLW
HV |
Heating Boilers, Wrought Material, Cast Iron or Cast Aluminum (Niederdruck-Heizkesselanlagen) **
Potable Water Heaters (Trinkwassererhitzer)
Heating Boiler Safety Valves (Sicherheitsventile für Heizkesselanlage) *
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Section VIII, Div. 1, 2 und 3
U, U2, U3
UM
UV
UV3
UD |
Pressure Vessels (Druckbehälter)
Miniature Pressure Vessels (Miniaturdruckbehälter) ***
Pressure Vessels Safety Valves (Sicherheitsventile für Druckbehälter) ***
High Pressure Vessels Safety Valves (Sicherheitsventile für Hochdruckbehälter) ***
Rupture Disc Devices (Berstscheiben) ***
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Section X
RP |
Reinforced Plastic Pressure Vessels (Faserverstärkte Kunststoffbehälter)
|
Section IV
T
TV
TD |
Transport Tank (Transportbehälter)
Pressure Relief Valves (Transportbehälter Sicherheitsventil) *
Rupture Disc Devices (Transportbehälter Berstscheiben) *
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* Keine Prüfung durch den Inspektor erforderlich.
** Keine Prüfung durch den Inspektor bei gusseisernen oder Aluminiumguss-Heizkesseln erforderlich
*** Keine Prüfung durch den Inspektor erforderlich, stattdessen Prüfung durch ein "Certified Individual"