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Fachartikel: Wohnraumlüftung bei Neu- und Bestandsbauten
Eine regelmäßige Lüftung der Wohnräume dient vor allem dem Feuchteschutz und der Verhinderung von Schimmel. Gleichzeitig soll die Wohnungshygiene gewährleistet werden, indem Schadstoffe in der Luft begrenzt werden. Dies gilt beispielsweise für Zigarettenrauch oder Ausdünstungen aus Möbeln. Bei Bedarf muss auch eine Lüftung zur Kühlung möglich sein. Der gesamte Luftaustausch ist bei der Beurteilung des Energieverbrauchs zu berücksichtigen.
Seit Einführung der DIN 1946-6 Mai 2009 ist die Erstellung des Lüftungskonzepts eine allgemein anerkannte Regel der Technik. Das Lüftungskonzept für den Feuchteschutz kann primär auf Grundlage der DIN 1946-6 Mai 2009 Raumlufttechnik, Teil 6: Lüftungen von Wohnungen erstellt werden. Empfehlenswert ist auch der DIN-Fachbericht 4108-8 Sep 2010 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden, Teil 8: Vermeidung von Schimmelwachstum in Wohngebäuden.
Dass Schimmelbildung durch eine feuchte Umgebung gefördert wird, ist kein Geheimnis. Wasserschäden aus Leckagen oder Rohrbrüchen, undichte Dächer, dies alles führt schnell zu einer hohen Feuchtigkeit. Auch Baufeuchte kann den Traum vom Eigenheim schnell zerstören. Ist das Mauerwerk nicht ausgetrocknet, könnte die Besitzer nach einiger Zeit eine böse Überraschung erwarten. Feuchtigkeit kann aus den Untergeschossen aufsteigen und sich so im ganzen Haus verbreiten. Ab einer relativen Luftfeuchtigkeit von 70 bis 80 Prozent kann überall im Raum Schimmel entstehen. An Außenbauteilen fällt Schimmel an, wenn die Bauteil-Innenoberflächentemperatur zu kalt bzw. die relative Luftfeuchtigketi in Bezug auf die Innenoberflächentemperatur zu hoch ist (z.B. mehr als 80 Prozent).
Raumklima und relative Luftfeuchtigkeit im Raum werden vor allem durch folgende Aspekte bestimmt:
Raumtemperatur
Außenklima
Feuchteerzeugung
Luftwechselrate
Bauphysikalischen Einfluss auf die Feuchtigkeit von Bauteilen haben:
Baufeuchtigkeit
aufsteigende Feuchtigkeit aus den Untergeschossen
geringe Oberflächentemperatur / Mindestdämmung
bauphysikalische Vorgänge: Diffusion, Konvektion, Strahlung, Speicherung, Sorption
Feuchteerzeugung geschieht vor allem durch Nutzer (2-3 Liter / Tag), durch Pufferung (kurzzeitig und saisonal, z.B. wird durch eine hohe Luftfeuchtigkeit im Sommer das Wasser in Bauteilen gespeichert) sowie durch Baufeuchte bzw. aufsteigende Feuchte. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Wasserdampfabgabe in Wohnungen. Während Menschen bei leichten Aktivitäten 30-60 Gramm pro Stunde abgeben, sind es beim Duschen bereits 2600 Gramm / Stunde und beim Kochen 600 bis 1500 Gramm / Stunde.
Die relative Luftfeuchtigkeit ist abhängig von der Temperatur. Je wärmer die Luft ist, umso mehr Wasser kann sie aufnehmen. Bauphysikalische Vorgänge stehen wiederrum in einer Abhängigkeit zur relativen Luftfeuchtigkeit. Je höher die Temperatur, umso mehr Feuchtigkeit wird beim Lüften im Winter abgeführt.
Die nutzerunabhängig sicherzustellende Luftwechselrate wird von DIN 1946-6 Mai 2009 mit einer Formel festgelegt, nämlich in der Größenordnung von n ~ 0,16 h-1. Die Rechtssprechung geht von dreimaligem Lüften pro Tag aus, die Politik möchte die Fensterlüftung als allein praktikable Möglichkeit erhalten. Gemäß Rechtssprechung und den anerkannten Richtlinien der Technik darf mindestens ein zweimaliges Stoßlüften über Fenster berücksichtigt werden, wenn Menschen eine Wohnung nutzen.
Die Lüftung zum Feuchteschutz sollte mit dem Verständnis des DIN Fachbericht 4108-8 mit Berücksichtigung der Bauphysik und der Energie geplant werden. Ein Lüftungskonzept bzw. eine Lüftungsplanung ist hierzu zu erstellen. Das Konzept sollte laiengerecht im Vertrag bzw. der Baubeschreibung beschrieben sein.
Es ist empfehlenswert, folgende Fälle nachzuweisen:
Nur Pflanzen, aber keine Menschen in der Wohnung; Wohnung wird nicht gelüftet (Urlaub)
Wohnung mehrere Tage unbewohnt, zwischendurch übernachtet ein Mensch, der abends lüften kann (z.B. eine Stewardess, die nur selten zu Hause ist)
Personen leben in der Wohnung, sind aber tagsüber alle abwesend (Arbeit / Schule)
Personen leben in der Wohnung und sind auch am Tag anwesend (können mehrmals Stoßlüften)
Als Maßstab zur Beurteilung der Raumlufthygiene wird die CO2-Konzentration herangezogen. Grund ist, dass die Kohlendioxid-Konzentration mitverantwortlich für stickige Luft und Ermüdungserscheinungen ist. Max von Pettenkofer gab bereits im 19. Jahrhundert den hygienischen Innenraumluftwert für CO2 an. Als Grenzwert nannte er 0,10 Prozent. DIN EN 13779 gibt 4 gestufte Wertebereiche für mechanisch belüftete Gebäude an.
Bei der Beurteilung des sommerlichen Wärmeschutzes kann gemäß DIN 4108-2 die Nachtlüftung angesetzt werden.
Messungen der Raumauskühlung bei einer zweistündigen Fensterlüftung am Morgen und am Abend ergeben:
Während der Energieverlust durch Luftaustausch früher nahezu unbedeutend war, wurden die Transmissionsverluste über Außenbauteile inzwischen deutlich reduziert. Das führt dazu, dass die Verluste der Warmwassererzeugung bzw. Vorhaltung und die Lüftungsverluste in den Vordergrund rücken. Aus energetischer Sicht sind mindestens dezentrale Wohnraumlüfter mit Wärmerückgewinnung empfehlenswert.