Anlagensicherheit & Krisenmanagement: Trends & Perspektiven

Virtueller TÜV SÜD Impuls: Trends und Perspektiven von Anlagensicherheit und Krisenmanagement

Im letzten virtuellen TÜV SÜD-Impuls vor der Sommerpause befassten sich hochkarätige Expertinnen und Experten mit Perspektiven von Anlagensicherheit und Krisenmanagement im Spannungsfeld von Technik, Gesellschaft, Digitalisierung und Umwelt. Ein besonderer Fokus lag auf technische Innovationen sowie durch den Klimawandel beeinflusste Naturgefahren. Durch die Veranstaltung führten Dipl.-Ing. Viktor Metz, Geschäftsführer von TÜV SÜD in Österreich, sowie Moderatorin Dr. Gudrun Ghezzo.

Wien, 15. Juli 2021 – TÜV SÜD steht seit 1866 für nachhaltige und sichere Technik – ein besonderer Fokus liegt seit der Gründung auf Anlagensicherheit, ein Segment, das durch den technologischen und gesellschaftlichen Wandel laufenden Veränderungen unterliegt. Angeheizt durch den Klimawandel erhöht sich die Wahrscheinlichkeit von lokalen Extremwetterereignissen. Dies stellt Betreiber von Anlagen sowie Behörden vor neue Herausforderungen. Wissenschaftliche Erkenntnisse und digitale Technologien wiederum erweitern Möglichkeiten für zielgerichtetes Risikomanagement sowie zur Prävention von Gefahren.

„Bei der Risikobewertung von Anlagen müssen sich laufend verändernde Makrobedingungen wie auch der jeweilige Stand der Technik und gesellschaftliche Erwartungen bzw. Erfordernisse berücksichtigt werden. Die Zielsetzung bleibt jedoch gleich: ein Höchstmaß an Sicherheit für Mensch, Umwelt und Güter durch integriertes Risikomanagement unter Einbezug sämtlicher Einflussfaktoren“, erklärte Dipl.- Ing. Gerald Bachler, Head of Division Industry Service beim TÜV SÜD in Österreich. „Zur Minimierung von Gefahren ist ein enger Dialog zwischen Betreibern von Anlagen, Wissenschaft, Behörden, Stakeholdern und unabhängigen akkreditierten Prüfstellen wesentlich. Das wurde in der Praxis erkannt, diesem Austausch kommt ein immer höherer Stellenwert zu.“

Simulationsmodelle mit großem Zukunftspotenzial
Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr. Harald Raupenstrauch, Leiter des Lehrstuhls für Thermoprozesstechnik an der Montanuniversität Leoben, führte aus: „Auch Normen, Richtlinien und traditionelle Methoden sind im Wandel. Mathematische Modellierung und digitale Computersimulationen haben großes Potenzial zur Optimierung von Risikomanagement. Sie ermöglichen etwa individuellere Bewertungen von Sicherheitszonen und Gefährdungsbereichen, wodurch potenzielle Risiken als Basis für Prävention passgenauer dargestellt werden können.“ Der Experte sieht einen möglichen Paradigmenwechsel – von der Normierung von Bereichen hin zur Normierung von Methoden: „Letztlich liegt es sowohl in der Verantwortung von Anlagenbetreibern, der jeweiligen Branche wie auch jener von Behörden, neue Möglichkeiten des Risikomanagements aus der wissenschaftlichen Forschung in die Praxis zu übersetzen. Maßgeblich ist die Festlegung möglichst einheitlicher Bewertungsmethoden und Simulationssettings im gemeinsamen Zusammenspiel der Kräfte.“

Ein wichtiger Baustein für gelungenes Risikomanagement ist Kommunikation. Sicherheit und Risiko sind keine unveränderlichen Kategorien, sie werden im gesellschaftlichen Diskurs stets neu bewertet. „Anlagensicherheit bedeutet Risiken und mögliche Krisensituationen zu managen. Bedeutend hierfür
sind Risikokommunikation – der Diskurs zwischen Expertinnen und Experten sowie mit der betroffenen Page 2 of 3 Bevölkerung – zur Prävention und Vorbereitung auf Krisenereignisse und die Krisenkommunikation im konkreten Anlassfall. Bei beiden Modellen gilt es, präzise und zuverlässig, zugänglich und konsistent sowie angepasst an die jeweilige Zielgruppe und sektorenübergreifend zu kommunizieren. Dadurch kann Kommunikation einen wichtigen Beitrag für Krisenmanagement leisten, indem sie einen gemeinsamen Rahmen schafft“
, führt Mag. Dr. Renate Renner, Senior Scientist an der Montanuniversität Leoben aus.

Naturereignisse und Risikobewertung
Eine Auswirkung des Klimawandels ist die Häufung lokaler Extremwetterereignisse. Das Zusammenspiel aller potenziellen Naturereignisse ergibt das Naturgefahrenrisiko, welches für die Auswahl eines Standorts, dessen Neubewertung, aber auch für Mobilitätsinfrastruktur eine wichtige Rolle spielt. „Die Erderwärmung führt zur Zunahme von instabileren Luftmassen und damit zur Häufung von Unwetterereignissen. Wir wissen heute, dass lokale Wetterphänomene, wie etwa Starkregen, in Zukunft mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit häufiger auftreten werden. Exposition und Verwundbarkeit steigen. Nicht nur einzelne Störfälle, sondern Störfallereignisketten rücken in den Fokus von Naturgefahrenmanagement“, berichtete Dr. Kathrin Baumann-Stanzer, Leiterin der Fachabteilung Umweltmeteorologie der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). „Für die Auswahl eines Standorts gilt es daher, verschiedenste Parameter in der Risikobewertung zu erfassen – vom Hochwasser über Lawinen und Hangrutschungen über Blitzdichte, Hagel und Schneelast bis hin zu singulären Ereignissen – wie zum Beispiel Erdbeben.“

Insbesondere exponierte Mobilitätsinfrastruktur stellt dies vor große Herausforderungen, wie Naturgefahren-Experte Dipl.-Ing. Christian Rachoy von der ÖBB Infrastruktur AG darlegte „Besonders im Güterverkehr können lokale Streckenunterbrechungen zu großräumigen Störungen mit wirtschaftlich negativen Effekten führen. Im Bereich von Naturgefahren umfasst die Prävention rund 75 % unserer Tätigkeiten. Wir unterscheiden zwischen prognostizierbaren und nicht prognostizierbaren Risiken sowie nach Häufigkeit und konkretem Effekt. Vor Naturgefahren gibt es auch bei bester Prävention keine 100 % Sicherheit. Technische Schutzmaßnahmen wirken bis zum definierten Schutzziel, vorhandenes Restrisiko gilt es durch zielgerichtetes Naturgefahrenmanagement zu minimieren. Naturgefahren haben zu jeder Zeit bestanden. Der Klimawandel wird jedoch zu zusätzlichen Herausforderungen führen.“

Im Anschluss an die Vorträge hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit zur gemeinsamen Diskussion mit den Expertinnen und Experten. Die virtuelle Veranstaltungsreihe im Zeichen von technischer Sicherheit, Innovation, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft wird im September mit dem TÜV SÜD Impuls „Wenn Autos denken lernen: Autonomes Fahren zwischen Vision und Zuverlässigkeit“ fortgesetzt.

Foto, Abdruck honorarfrei
Im Fokus des TÜV SÜD Impuls „Anlagensicherheit und Krisenmanagement“ standen unter anderem neue
Herausforderungen durch den Klimawandel und technische Innovationen.
©TÜV SÜD

Über TÜV SÜD in Österreich
TÜV SÜD in Österreich ist der Spezialist für Industrie, Mobilität und Zertifizierung. Das Unternehmen ist verantwortungsbewusster Prozesspartner in den Kernkompetenzen Prüfung, Tests, Gutachten, Zertifizierung sowie Ausbildung und begleitet Kunden in der gesamten Wertschöpfungskette. Über 200 hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Standorten in Wien, Oberösterreich, Salzburg, der Steiermark, Tirol und Vorarlberg ermöglichen Kunden nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg und leisten einen wesentlichen Beitrag zu Sicherheit und Zuverlässigkeit technischer Innovationen. TÜV SÜD in Österreich ist eine Tochtergesellschaft von TÜV SÜD und Teil des weltweiten Kompetenznetzwerks mit über 25.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an über 1.000 Standorten in mehr als 50 Ländern.

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Pressekontakt: Sylke Kanits

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