Februar 2020
Februar 2020 | Fachbauleiter Brandschutz: Baurechtliche Forderung oder wirksame Maßnahme zur Qualitätssicherung am Bau?
Immer öfter ist in Fachpublikationen vom „Fachbauleiter Brandschutz“ die Rede. Aber was genau macht ein solcher Fachbauleiter? Welche Qualifikation braucht er? Und ist eine solche Spezialisierung überhaupt sinnvoll? Die rechtliche Grundlage findet sich in § 56 Abs. 2 MBO („Bauleiter“): „Der Bauleiter muss über die für seine Aufgabe erforderliche Sachkunde und Erfahrung verfügen. Verfügt er auf einzelnen Teilgebieten nicht über die erforderliche Sachkunde, so sind geeignete Fachbauleiter heranzuziehen.“
Zwar wird hier nicht explizit von einer Fachbauleitung Brandschutz gesprochen. Im Regelfall ist der Bauleiter aber als Generalist auf der Baustelle tätig und verfügt nicht über eine in die Tiefe gehende, detaillierte Sachkunde im Sinne der MBO. Außerdem kann der klassische Bauleiter bei großen Objekten schon aus Kapazitätsgründen kein ausreichendes Augenmerk auf die komplexen Brandschutzmaßnahmen legen:
Das Brandschutzkonzept bzw. der Brandschutznachweis wird, insbesondere bei größeren Projekten, über die Fachplanungen mehrerer Gewerke umgesetzt. Es gibt also viele Schnittstellen zwischen den einzelnen Planungen. Mangelnde Abstimmung wird oft bei der Planung noch nicht bemerkt, sondern erst in Bauphase sichtbar. Das kann zu teuren Umplanungen und nachträglichen Änderungen führen, die den Baufortschritt behindern. Derartige Probleme sind nach Ansicht von Fachleuten nicht zuletzt für die große Verzögerung bei der Fertigstellung des Flughafens BER verantwortlich.
Hier kommt der Fachbauleiter Brandschutz als unterstützender Spezialist ins Spiel:
Er kümmert sich zum einen um die Abstimmung zwischen den verschiedenen Gewerken (z. B. bei Schottung von Leitungsdurchführungen), zum anderen behält er die Ausführung bestimmter brandschutzrelevanter Arbeiten (z. B. fachgerechter Einbau einer Brandschutztür) genau im Blick.
Er muss auf Basis der Verwendbarkeitsnachweise viele unterschiedliche Bauprodukte und Bauarten prüfen und von den Errichtern Dokumentationen darüber einfordern. Dazu benötigt er detailliertes Wissen, denn die Qualität der Ausführung ist oft nicht auf den ersten Blick zu erkennen und nach Abschluss der Bauarbeiten oft auch nicht zerstörungsfrei prüfbar.
Werden die Mängel erst bei der Abnahme entdeckt, kann das zur teuren Sanierung eines noch nicht einmal fertiggestellten Bauwerks führen. Noch schwerwiegender sind die Folgen, wenn – wie es oft der Fall ist – Ausführungsmängel bei brandschutzrelevanten Bauteilen die normale Nutzung nicht beeinträchtigen und deswegen nicht bemerkt werden. Das kann dramatische Auswirkungen im Brandfall haben. Wenn z. B. ein Feuerschutzabschluss vor der geforderten Feuerwiderstandsdauer versagt, kann das im schlimmsten Fall Menschenleben kosten. In den meisten Fällen werden sich auch die Sachschäden deutlich erhöhen.
Fazit: Der Einsatz eines Fachbauleiters Brandschutz erfüllt bauordnungsrechtliche Anforderungen. Vor allem aber dient er der Qualitätssicherung und der Erfüllung der Schutzziele im Brandschutz.
Die TÜV SÜD Akademie bietet eine Ausbildung zum Fachbauleiter für vorbeugenden Brandschutz – TÜV an, die aus drei Modulen besteht und insgesamt zehn Seminartage umfasst. Diese Module sind auch Teil der Ausbildung zum Fachplaner für vorbeugenden Brandschutz – TÜV.
Hier finden Sie weitere Informationen zu diesen modularen Ausbildungen, deren Bestandteile auch einzeln gebucht werden können.
Feburar 2020 | Brandschadenstatistik
Die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) hat gemeinsam mit Feuerwehren, Industrie und Wissenschaft eine bundesweit übergreifende nationale Brandschadenstatistik entwickelt. Die Statistik schließt eine Lücke im deutschen Brandschutz und wird stets weiter aktualisiert. Die statistischen Daten helfen bei der Untersuchung der Wirksamkeit von hauptsächlich anlagentechnischen Brandschutzmaßnahmen. Bislang wurden für diese Brandschadenstatistik mehr als 5.000 Einsätze erfasst. Damit gibt es eine aussagefähige Basis über das Brandgeschehen in Deutschland.
Knapp 80 Prozent aller Alarmierungen erreichen Werkfeuerwehren über Brandmeldeanlagen, bei Berufsfeuerwehren und Freiwilligen Feuerwehren sind es rund 60 Prozent. Nur knapp zwei Prozent kommen bei den Werksfeuerwehren über das Festnetztelefon an, bei den Berufsfeuerwehren gut 21 Prozent und bei den Freiwilligen Feuerwehren rund 24 Prozent. Der Anteil von Mobiltelefonen bei der Alarmierung ist bei allen Feuerwehren ungefähr gleich groß und liegt zwischen 11,5 und 13,4 Prozent.
Die Statistiken liefern neben der Wirksamkeit von anlagentechnischen Brandschutzmaßnahmen auch zusätzliche, feuerwehrübergreifende Erkenntnisse über das Brandphänomen. Die vfdb zeigt, dass beispielsweise das Verständnis von den Entstehungsbedingungen eines Brandes für die Prävention und Brandbekämpfung wichtig für die Wahl von effektiven und effizienten Gegenmaßnahmen sei.
Die Datenerfassung wird fortgesetzt. Die Auswertung der Fragebögen läuft kontinuierlich, sodass bei weiteren Fallzahlen und ausreichender Anzahl von Einzelmeldungen pro Fragenkomplex ständig weitere Ergebnisse veröffentlicht werden können.
Weitere Informationen unter:
www.brandschadenstatistik.de
Februar 2020 | BIM im vorbeugenden Brandschutz
Mit 8,5% erreicht das Wachstum der hiesigen Bauwirtschaft derzeit ein neues Rekordhoch. Zulieferer, Planungsbüros, Bauunternehmer aber auch Handwerker kommen derzeit kaum dazu, ihre Aufträge abzuarbeiten. Von der einknickenden Konjunktur ist auf dem Bau noch nicht viel zu spüren – allenfalls die im Herbst 2019 sinkenden Baugenehmigungen weisen auf eine Abkühlung des Bausektors hin. Kleine und mittelständische Unternehmen laufen derzeit jedoch zumeist an ihrer Kapazitätsgrenze. In diese geschäftige und teilweise stressige Gemengelage platzt nun die Digitalisierung. Plötzlich sollen sich Unternehmen, die seit Jahren erfolgreich Gebäude geplant, gebaut oder Dachziegel hergestellt haben, mit Building Information Modeling (BIM) beschäftigen. Digitalisierung spielt im weitesten Sinne nur eine Rolle als Excel-Tabelle, Email, CAD oder mal das eine oder andere Berechnungsprogramm. Doch auf allen einschlägigen Baufachmessen bekommt BIM plötzlich ein eigenes Podium.
In einer aktuellen Feuertrutz Studie („Branchenbarometer Brandschutz 2019: Digitalisierung und BIM“) wurden Unternehmen befragt, was sie bei der Einführung von BIM bremst. Knapp 51% gaben an, dass sie „noch keinen konkreten Auftrag vom Kunden haben“. Viel spannender ist die Frage nach den Kosten, die bei der Nichtnutzung von BIM und digitalen Werkzeugen entstehen. Unabhängig davon, ob es sich um den Produkthersteller, den Fachplaner, den Errichter, den Handwerker, das Bauunternehmen oder den Betreiber handelt, traditionelles Bauen ist langsam, teuer, schwerfällig, schwierig und teilweise sogar gefährlich. Im Durchschnitt sind 30 % der Baukosten reine Verschwendung. Über 70 % der Bauprojekte enden entweder nach geplanter Projektzeit, über geplanten Kosten oder meist über beides. Die Produktivität auf dem Bau hat sich in den letzten 25 Jahren im Gegensatz zu allen anderen Branchen nicht verändert. Darüber hinaus hat die Bauindustrie einen riesigen Einfluss auf das Klima. Fast 40% der globalen CO2 Emissionen entstehen auf Baustellen und bei den Bauzulieferern. Natürlich kann man weiter ohne BIM und ohne digitale Tools bauen, aber die Kosten sind enorm, wenn die Arbeitsweise nicht verbessert wird.
Auch wenn knapp 80 % der Befragten in der oben erwähnten Studie noch nie in einem BIM Projekt im vorbeugenden Brandschutz mitgewirkt haben, erwarten mehr als 85 % der Befragten durch BIM eine erhöhte Planungssicherheit und Produktivität. Das heißt, den Befragten ist absolut klar, was ihnen die Digitalisierung und damit auch BIM bringen kann. Doch warum kommt BIM nur so langsam in Deutschland voran?
Status Quo BIMSeit 2003 werden BIM-Projekte in den USA staatlich gefördert. Seit 2015 ist BIM Pflicht bei allen öffentlichen Bauprojekten in Finnland, Norwegen und Schweden. 2016 folgte Großbritannien und seit diesem Jahr Spanien. In Deutschland hat das Bundesverkehrsministerium 2015 einen strategischen Fahrplan zur BIM Einführung vorgelegt. Ziel ist die verpflichtende Nutzung von BIM bei öffentlichen Bauprojekten ab 2020. Innovative Unternehmen warten nicht auf staatlich verordnete Maßnahmen. Sie haben längst den Nutzen von BIM verstanden. Dabei verfolgen die Protagonisten teils gleiche, teils aber auch völlig unterschiedliche Ziele. So will der Bauherr sein Gebäude in geplanter Zeit zu geplanten Kosten fertiggestellt haben. Das Bauunternehmen will Kosten senken und Prozesse straffen. Der Bauzulieferer will sicherstellen, dass er bei BIM-Ausschreibungen ganz vorn mit dabei ist. Bei den frühen Einsteigern wächst sogar der Umsatz, da sie innovativer als ihre Mitbewerber sind und sich ihnen durch BIM neue Zielgruppen und Absatzkanäle erschließen. Last but not least die Planer, die durch eine BIM-gerechte Planung Zeit sparen und Fehler reduzieren wollen bzw. können. Sowohl große Planungsunternehmen und Errichter als auch kleine Ingenieurbüros haben den BIM Dschungel betreten und sich ihren Weg durch den Dschungel gebahnt.
In der bereits zitierten Studie von Feuertrutz sind die Top 6 Gründe für die Nichteinführung von BIM:
- 50,7 % Noch keine Anforderungen durch Auftraggeber,
- 44,8 % fehlendes Fachwissen,
- 36,5 % Abstimmungsprobleme mit angrenzenden Gewerken,
- 31,0 % hohe Software Kosten,
- 28,6 % geringer Entwicklungsgrad BIM Software,
- 22,7 % fehlende BIM Daten von Brandschutz-Produkten.
Bemerkenswert ist die erste Aussage. Mehr als der Hälfte der Planer, Genehmiger, Bauunternehmen, Prüfer und Betreiber warten auf die Anforderung vom Auftraggeber. Interessanterweise beschäftigen sich die Innovatoren mit BIM, ohne dass diese möglicherweise konkrete Anforderungen ihrer Auftraggeber haben. Dies betrifft alle Beteiligten der Bauindustrie, also Bauunternehmen genauso wie Planer, Hersteller oder Betreiber. Auch wenn man heute über maximale Kundenzentriertheit spricht, ist es unabdingbar, nicht der Zufriedenheitsfalle zu erliegen. Es gilt nicht darauf zu warten, dass die Anforderungen kommen, sondern sich mit der Digitalisierung und den Konsequenzen intensiv auseinanderzusetzen. Fast die Hälfte der Befragten nennt als weiteren Hinderungsgrund das fehlende Fachwissen. Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen ist das ein großes Thema.
Jeder fünfte Befragte nennt als Hinderungsgrund die fehlenden BIM-Daten von Brandschutz Produkten. Die Produkthersteller stehen vor diversen Fragestellungen. BIM Daten werden gefordert. Doch welches Format, welche Detailierungsstufe? Wie können die digitalen Zwillinge tagesaktuell vorgehalten werden? Wie werden die Informationen intern aufbereitet? Erstellt man die BIM-Daten intern oder zieht man einen externen Partner hinzu? Wo bietet man BIM-Daten seinen Kunden zum Download an? In den meisten Fällen äußert sich der Planer kaum im Detail, was er eigentlich benötigt. Manchmal weiß er es selber noch nicht genau. Das bedeutet, dass der Hersteller seine Gestalterrolle übernehmen sollte und aktiv seine Kunden und Planer unterstützt. Basierend auf einer BIM-Strategie kennt er die relevanten Kontaktpunkte und die Anforderungen seiner Kunden. Dadurch kann er eine ganz neue Beziehung zu seinen Kunden, Planern und langfristig auch zu den Gebäudebetreibern aufbauen. BIM bedeutet nicht nur Arbeiten an einem digitalen Modell, sondern vor allen Dingen auch Kollaboration. Eine Selbstverständlichkeit im unternehmerischen Alltag, leider noch eine Ausnahme in vielen Bauprozessen. Doch erst durch die transparente Zusammenarbeit aller Beteiligter wird der volle Nutzen durch BIM spürbar.
Quelle: Auszug aus dem Fachbeitrag „Warum niemand um BIM herumkommen wird“ von Matthias Huth, erschienen im FeuerTrutz Brandschutz-Magazin für Fachplaner, Ausgabe 1.2020
Februar 2020 | DIBt-Zulassungen ab 2020 kostenlos
Um ordnungs- und regelgerecht bauen zu können, benötigen die Akteure im Bauwesen in vielen Fällen Zugriff auf die Zulassungs-, Genehmigungs- und ETA-Dokumente des DIBt. Ab 2020 stellt das Deutsches Institut für Bautechnik (DIBt) die Zulassungs-, Genehmigungs- und ETA-Dokumente kostenlos auf seiner Website zur Verfügung.
Für eine kurze Übergangszeit melden sich interessierte Nutzer zum Download der Dokumente noch im DIBt-Zulassungsshop an und legen das gewünschte Dokument im Warenkorb ab. Von dort aus gibt es die Möglichkeit eines kostenlosen Downloads der Dokumente.
Spätestens ab März können die Zulassungen, Bauartgenehmigungen und ETAs dann über den Reiter „Zulassungsdownload“ oder das allgemeine Suchfeld recherchiert und direkt und ohne vorherige Anmeldung und Registrierung heruntergeladen werden.
Deutsches Institut für Bautechnik:
www.dibt.de
Februar 2020 | DIN EN 15269-1 (10-2019)
Erweiterter Anwendungsbereich von Prüfergebnissen zur Feuerwiderstandsfähigkeit und/oder Rauchdichtigkeit von Türen, Toren und Fenstern einschließlich ihrer Baubeschläge – Teil 1: Allgemeine Anforderungen
Dieses Dokument legt die allgemeinen Grundlagen für den erweiterten Anwendungsbereich der Prüfergebnisse fest, die aus nach EN 1634-1 und/oder EN 1634-3 durchgeführten Prüfungen an feuerwiderstandsfähigen und rauchdichten Abschlüssen, d. h. an den in der Einleitung aufgeführten Typen von Türen, Toren, Feuerschutzvorhängen und Fenstern, resultieren. Dieses Dokument stellt die allgemeinen Grundlagen bereit, die für die Anwendung im Zusammenhang mit dem entsprechenden Teil der Normenreihe EN 15269, abhängig von dem speziell zu beurteilenden Produkttyp, vorgesehen sind.
Februar 2020 | Kennen Sie die Symbole der Brandschutzzeichen?
Download Checkliste: Sicherheitskennzeichen Symbole - Brandschutzzeichen gemäß DIN EN ISO 7010