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Presse und Medien

26. Juli 2022

Zwischen Liebesrausch und Futtersuche

Es sind Begegnungen der unliebsamen Art. Urplötzlich taucht Rehwild vor dem Auto auf. Von Mitte Juli bis Mitte August herrscht beim Rehwild Paarungszeit. „Auto- und Motorradfahrer sollten zu dieser Zeit auf liebesblinde Rehe gefasst sein und sehr vorausschauend fahren“, empfiehlt Eberhard Lang von TÜV SÜD. Während der Brunftzeit treiben die Böcke die Ricken vor sich her, verlieren in ihrem Liebesrausch jegliche Scheu, nehmen Gefahrenquellen nicht mehr wahr. Besonders tückisch: Nicht nur in der Dämmerung, sondern ebenfalls am helllichten Tag springen die liebestollen Tiere plötzlich auf die Straße. Doch auch Wildschweine, Hasen oder andere Waldbewohner queren unvermittelt die Fahrbahn, suchen ihre Futtergründe auf oder kehren in die Nachquartiere zurück.

„Vor allem nach Wildwechsel-Schildern sollte man dann langsam fahren und auf die Fahrbahnränder achten“, mahnt Lang. Wer statt Tempo 80 nur 60 fährt, verkürzt seinen Anhalteweg um 40 Prozent, also um 34 Meter. „Befinden sich Tiere bereits auf der Fahrbahn, heißt es umsichtig bremsen, abblenden und hupen“, rät Lang. Außerdem sollten Autofahrer stets mit mehreren Tieren aus einem Rudel rechnen - Rehe und Wildschweine kommen selten allein.

Ist es zu einem Unfall gekommen, „Notruf 110 wählen“, rät Eberhard Lang „und die Unfallstelle sichern.“ Die Polizei informiert den Jagdpächter, der sich um das angefahrene Tier kümmert. Sie stellt auch eine Bescheinigung für die Versicherung aus. „Zudem helfen Smartphone-Fotos von der Unfallstelle, Ansprüche auf Schadensersatz zu untermauern“, rät der TÜV SÜD-Experte.

Durchschnittlich alle zwei Minuten kollidiert ein Wildtier mit einem Fahrzeug. Die Gesamtzahl der Wildunfälle liegt bei jährlich 270.000. Dabei werden 2.500 Menschen verletzt, bis zu 20 kommen ums Leben, so Statistiker des ADAC. Insgesamt machen Wildunfälle, also Unfälle bei denen am Fahrzeug Schäden durch Ausweichen oder den Zusammenstoß mit einem Tier (Haarwild) entstehen, etwa fünf Prozent aller Straßenverkehrsunfälle aus. Nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes (DJV) werden jedes Jahr mehr als eine Million Wildtiere bei Unfällen getötet. Aber auch für den menschlichen Unfallbeteiligten kann es fatale Folgen geben.

Der TÜV SÜD-Fachmann rechnet vor: „Schon bei 50 Kilometern pro Stunde (km/h) entwickelt ein 20 Kilogramm schweres Reh ein Aufprallgewicht von knapp einer halben Tonne. Das entspricht dem Gewicht eines Pferdes.“ Besteht das Risiko, den Gegenverkehr zu gefährden, im Straßengraben zu landen oder gar gegen einen Baum zu prallen, sollten Autofahrer keinesfalls versuchen, dem Wild auszuweichen. Was dann passieren kann, ist kaum kalkulierbar.

Dann heißt es, sich um das eigene Auto zu kümmern. Weiterfahren? Kommt auf die Schäden an. Ein Abschleppdienst ist notwendig, wenn Öl oder Kühlwasser austreten. Doch auch nach weniger schweren Kollisionen kann das Fahrzeug nicht mehr verkehrssicher sein, etwa im Dunkeln mit kaputten Scheinwerfern. „Selbst nach Kollisionen mit kleineren Tieren wie Hasen oder Füchsen, wenn oberflächlich gar nichts zu sehen ist, sollte man sein Auto penibel in Augenschein nehmen“, legt der TÜV SÜD-Fachmann Autofahrern ans Herz. Moderne Fahrzeuge sind am Unterboden großflächig mit Kunststoff verkleidet. Diese Platten splittern beim Überrollen, reißen sich los und können anschließend an Reifen oder Fahrwerksteilen scheuern sowie andere Verkehrsteilnehmer gefährden. Eine Gefährdung liegt ebenfalls vor, wenn die Frontscheibe beschädigt wurde und keine einwandfreie Sicht mehr gegeben ist.

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Pressekontakt: Vincenzo Lucà

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